Im Rahmen eines Kurzinterviews im energate-messenger zum Projekt SMARTinfeld steht Jan Bose Rede und Antwort zu dem Projekt und die Perspektiven von LoRaWAN Netzen.
Schimberg (energate) – Das “Long Range Wide Area Network”, kurz Lorawan-Netz, gilt als Türöffner für viele neue Geschäftsmodelle. Die thüringische Kommune Martinfeld soll zum Vorzeigeort werden. energate befragte dazu Jan Bose, Projektleiter “SMARTinfeld” und geschäftsführender Gesellschafter der Alpha-Omega Technology GmbH & Co. KG.
energate: Herr Bose, Sie wollen Martinfeld über ein Lorawan-Netz zum Modellort für das Internet-of-Things machen. Was genau haben Sie vor?
Bose: Im Bereich Lorawan existieren heute bereits in einigen Metropolen Pilotprojekte und dort werden bereits vereinzelt flächendeckende Netze aufgebaut. Mit dem Projekt “SMARTinfeld” wollen wir eine möglichst große Zahl an Anwendungsfällen in einem produktiven Betrieb konzentriert in einer Gemeinde betreiben. Damit verfolgen wir das Ziel, die höchste Dichte an IoT-Anwendungsfällen auf Lorawan-Basis in Deutschland zu erreichen. Der Ausdruck Modellort ist gut gewählt, da nicht alle Anwendungsfälle, die wir in Martinfeld etablieren, einen direkten Nutzen für den Ort stiften werden – wohl aber an anderen Orten sinnvoll eingesetzt werden können. Ein Beispiel hierfür ist Smart Parking.
energate: Welche künftigen Anwendungen sind über das Funknetzwerk denkbar?
Bose: Die Zahl der Anwendungsfälle steigt kontinuierlich mit den Herausforderungen, die unsere Kunden aus den verschiedenen Branchen an uns herantragen. Alle Zustände, die durch Messungen erhoben werden können, bilden einen potenziellen Anwendungsfall für die Technologie. Dies reicht von der Überwachung öffentlicher Müllbehälter, Wasserqualitätsmessungen, Umweltmessungen über Anwendungen im Metering-Bereich für Wasser-, Strom- und Gaszähler bis hin zum “Building Condition Monitoring” für die Überwachung von Raumklima, Türen und Fenstern, Bewegungssensoren, Wasser-Leckage oder Rauchwarnmeldern. In vielen Bereichen wird die Umsetzung der Anwendungsfälle noch durch die begrenzte Verfügbarkeit an Lorawan-Sensorik eingeschränkt – aber immer mehr Hersteller konventioneller Sensoren beschäftigen sich mit der Integration der Funktionalität in ihr Produktportfolio.
energate: Auch große Städte wie München oder Karlsruhe planen flächendeckende Lorawan-Netze. Welche Anwendungen halten Sie dort für möglich?
Bose: Die Aktivitäten der Energieversorger im deutschsprachigen Raum sind uns gut bekannt, da wir viele dieser Projekte über unseren Onlineshop mit Hardware unserer Partner wie Libelium, “kerlink” oder “GlobalSat” versorgen. Die Anwendungsfälle werden speziell im Bereich Smart City eine andere Ausprägung erfahren als im ländlichen Raum. Hier werden beispielsweise Smart Parking und Smart Environment einen höheren Stellenwert einnehmen. So können Informationen, die auf Basis des Lorawan-Netzes erhoben werden, wie etwa die aktuelle Belegung von Parkplätzen, mit Zusatzinformationen wie dem Zustand von Ladesäulen angereichert werden. Aber auch das “Building Condition Monitoring” bietet in Städten aufgrund der hohen Anzahl an Gebäuden einen umfangreicheren Ansatz. Die Vielfalt steht und fällt mit der Strategie der neuen Netzbetreiber, die neben dem Aufbau und Betrieb von Lorawan-Netzen, unbedingt auch eine aktive Kooperation mit lokalen Unternehmen beinhalten sollte.
Die Fragen stellte energate-Chefredakteur Christian Seelos.